Beiträge aus den Kurznachrichten

Appenzeller Friedens-Stationen

Im Appenzeller Vorderland gibt es eine erstaunliche Anzahl von Friedensaktivist*innen, die alle auf ihre Art Grossartiges geleistet haben: In Heiden verbrachte der Genfer Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes, die letzten Jahre seines Lebens; aus Walzenhausen stammt Carl Lutz, der als Vizekonsul in Budapest Tausende von Juden und Jüdinnen rettete, und in Lutzenberg ist «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz aufgewachsen. Ihnen und weiteren Persönlichkei- ten sind die Friedens-Stationen gewidmet.

 

Text: Martin Engler

 

In meiner Kindheit kam ich auf meinem Schulweg täglich am Geburtshaus von Gertrud Kurz vorbei, barfuss und da- mals noch auf ungeteerter Strasse. Das stattliche, in einer Art kleinem Park gelegene Haus hat mich damals sehr beein- druckt. Dies lag sicher auch am Wissen, dass hier eine wichtige Familie lebte, Oberrichter Hohles, wie man damals sagte, und an den Erzählungen meiner Mutter, die mit grossem Respekt von Gertrud Kurz-Hohl sprach.

 

Die Station zu Gertrud Kurz – in Form eines orangen Würfels mit Informationen in deutscher und englischer Sprache liegt an einem Aussichtspunkt mit Blick nicht nur auf ihr Geburtshaus, sondern weit über den See nach Deutschland und Österreich. Eine traumhaft schöne Landschaft, aber auch eine Gegend, in der zu Lebzeiten von Getrud Kurz Krieg her- rschte. Man denke nur an die wiederholten Bombenangriffe auf Friedrichshafen während des Zweiten Weltkriegs.

 

Die Einrichtung der Station war nicht einfach. Die Grundbesitzerin hat hart mit uns Initianten verhandelt und war nicht von Vornherein einverstanden mit unseren Absichten. Sie wünschte zum Bespiel, dass eine Linde gepflanzt werde, was wir gerne zusagten. Schliesslich stimmte sie der Aufstellung des Würfels zu und bat zu unserer Überraschung um einen Einzahlungsschein. Sie werde unser Projekt mit einem erheblichen Betrag unterstützen. Die Geschichte war

damit nicht zu Ende. Etwas verspätet stellte der Besitzer eines benachbarten Ferienhauses fest, dass die noch kleine Linde ihm sicher bald die Aussicht nehmen würde. Zudem stehe der orange Würfel nicht auf dem Land seiner so nachhaltig verhandelnden Nachbarin, sondern auf seinem. Wenn wir aber die Linde um ein paar Meter versetzten, so sei er einverstanden, pflanze zudem eine kleine Hecke auf seine Kosten und pflege diese später. Das alles zum Gedenken an Gertrud Kurz.

 

So ist die Station Gertrud Kurz am Weg der Friedens-Stationen, welche auf ihr bedeutendes humanitäres Lebenswerk aufmerksam macht, nicht nur eine der landschaftlich am schönsten gelegenen, sondern auch eine, deren Entstehung weitere schöne Geschichten wachsen liess.

 

Weitere Infos: www.friedens-stationen.ch